Manche Fußballer schießen von null auf 100 ins Rampenlicht und machen sich so rasend schnell zu Stars. Wer so plötzlich zu Ruhm kommt, kann allerdings auch genau so rasch vergänglich werden.
Bei der Schalker Leihgabe Raffael ist das ganz anders. Schon lange wissen Experten und Fans, dass der Brasilianer ein Könner seines Fachs ist, aber den letzten Schritt zur wahren Größe hat er bisher stets verpasst. Auch auf Schalke ist seine Zukunft ungewiss – trotz der beim 2:2 gegen Leverkusen besten Leistung, seit er das königsblaue Trikot trägt.
Vor knapp zehn Jahren verließ Raffael seine Heimat Brasilien, um sich zunächst beim kleinen Schweizer Klub FC Chiasso in Europa zu akklimatisieren. Nach zwei weiteren Jahren unter Lucien Favre beim FC Zürich holte ihn der Schweizer Coach 2008 zu Hertha BSC in die Bundesliga. In Berlin blieb Raffael auch beim ersten Abstieg 2010, ehe er im vorigen Sommer nach Herthas erneutem Sturz ins Unterhaus des deutschen Fußballs die Hauptstadt verließ.
Wo geht ein Südamerikaner hin, wenn seine Zeit im oft kalten Berlin zu Ende geht? Natürlich in die Ukraine zu Dynamo Kiew! Da kam der Anruf von Manager Horst Heldt im Januar wie gerufen. Schalke suchte nach dem Weggang Lewis Holtbys nach Tottenham kurzfristig einen Spielmacher und Raffael kehrte in die Bundesliga zurück.
Weil er in Kiew selten gespielt hatte und im Osten Europas die Winterpause auch schon ein wenig länger eingeläutet war, kam Raffael auf Schalke anfangs nicht so richtig in die Gänge. Erst seit dem 3:0-Sieg gegen Hoffenheim, als ihm auch seine erstes Tor für S04 gelang, scheint der 28-Jährige in Gelsenkirchen richtig angekommen zu sein. „Raffael wurde bisher nicht so wohlwollend betrachtet, aber in den letzten drei, vier Spielen hat er gezeigt, was er kann“, sieht sich Heldt nun in dem Transfer bestätigt.
Beim vom Techniker nervenstark verwandelten Elfmeter zum 2:2 habe Schalkes Sportvorstand „ausnahmsweise zu Gott gebetet, dass der Ball rein geht“. Heldt mochte sich in Anspielung auf die mitunter kritischen S04-Fans „nicht ausmalen, was los gewesen wäre, wenn der nicht im Tor gelandet wäre“.
Schon in den ersten 60 bis 70 Minuten, als Leverkusen in der Arena dominierte, war es neben Julian Draxler vor allem Raffael, der für die bis dahin wenigen vielversprechenden Aktionen zuständig war. So lieferte er beste Gründe dafür, warum ihn der Klub übers Saisonende hinaus behalten sollte.
Schalke hat sich eine Kaufoption gesichert, allerdings zum Preis von acht Millionen Euro. „Ihn weiterhin zu verpflichten, wäre sehr teuer“, gibt Heldt zu.
So läuft es wohl, wie bei Michel Bastos, zunächst auf eine Verlängerung des Leihgeschäfts um ein weiteres Jahr hinaus. Bis zum Sommer 2014 hätte Raffael dann auch noch genügend Gelegenheiten, auf Schalke seine Klasse unter Beweis zu stellen.